AMSEL-Stiftung unterstützt Erforschung der progredienten MS

AMSEL-Stiftung unterstützt Erforschung der progredienten MS

16. Juli 2021

Immer noch ist die schleichende MS schwer zu behandeln. Auch, weil es einfach schwer ist, Veränderungen beim progredienten Verlauf zu messen. Eine deutsche Studie zu Biomarkern will das ändern. Gefördert unter anderem durch die AMSEL Stiftung Ursula Späth.

Schon der schubförmige Verlauf der Multiplen Sklerose ist komplex. Beim progredienten Verlauf liegen die Dinge jedoch noch komplizierter. Während entzündungshemmende Wirkstoffe bei diesem Verlauf in der Regel nur einen geringen Effekt erzielen können, ist zudem das Messen eines möglichen Erfolgs erschwert.

Der schubförmige Verlauf ist, wie der Name schon sagt, gekennzeichnet durch Schübe. Diese lassen sich recht klar abgrenzen, zählen und in einer größeren Patientenkohorte lässt sich die durchschnittliche Schubrate je Jahr bestimmen und man kann so verschiedene Gruppen miteinander vergleichen: Hier mit Wirkstoff, dort mit Placebo oder einem anderen Wirkstoff.

Beim progredienten oder auch schleichenden Verlauf der MS gibt es einen solchen, vergleichsweise einfachen Parameter nicht. Dazu kommt, dass der schleichende Fortschritt der MS von Patient zu Patient höchst unterschiedlich ausfällt.

Viele Skalen und Standards, nur bedingte Aussagekraft

Skalen wie die Expanded Disability Status Scale (EDSS) erfassen hauptsächlich die Mobilität, ob Gehhilfen benötigt werden, wie schnell eine bestimmte Strecke gelaufen werden kann etc., nicht jedoch die durchaus mögliche Abnahme kognitiver Leistungen oder die Zunahme von Fatigue oder auch die Verschlechterung der Feinmotorik der Finger, die Rumpfstabilität etc. Doch auch weitere standardiserte Tests wie der 9-Hole-Peg-Test und Patientenbefragungen liefern keine patientenübergreifenden Ergebnisse, sind als Parameter nur bedingt aussagefähig und aufwändig.

Um also potenzielle Wirkstoffe gegen die progredienten Verläufe, primär progrediente MS und sekundär progrediente MS, bewerten zu können, um die geeignete Therapie zu finden, braucht es bessere, einfachere und  aussagekräftige Parameter. Genau diesen Schritt ist Professor Dr. med. Hayrettin Tumani und sein Team gegangen. Daher sollen  bei EmBioProMS bestimmte (Blutserum-) Biomarker getestet, womöglich neue gefunden werden. Astrozyten-spezifisches fibrilläres Gliazellen-Säureprotein (GFAP) und die leichte Kette der Neurofilamente (NfL) könnten solche Marker für der Krankheitsprogredienz sein.

Blutbiomarker, um die progrediente MS zu messen

Tumani will mit seiner Studie, ausführlich heißt sie EMerging blood BIOmarkers in PROgressive Multiple Sclerosis, die Grundlage schaffen für die Entwicklung neuer Biomarker als sensible Verlaufsparameter mit Relevanz für die Therapieentscheidung. Zwischenergebnisse aus dem ersten Teil mit retrospektiven Daten gibt es schon und ebenso vorläufige Aussagen etwa zu den Biomarkern GFAP und NFL. Anhand bereits zuvor gesammelter Proben zeigte sich, dass Patienten mit Progredienz erhöhte Nfl-Werte haben gegenüber stabilen Patienten.

Möglich macht diese Form der Untersuchung, wo bestimmte Blutbiomarker der Patienten in regelmäßigen Abständen gemessen und ins Verhältnis gesetzt werden zu klinischen Parametern, die SIMOA-Technologie (Single Molecule Array). Durch diese Technik konnte die Sensitivität der Biomarkeranalyse gesteigert und GFAP und NFL im Serum der Patienten überhaupt gemessen werden. NFL ist schon heute ein Parameter in MS-Zulassungsstudien. Die neue Genauigkeit beim Messen könnte aber auch zu weiteren Biomarkern führen.

Geplant ist nun, weitere Patienten in die Kohorte einzuschließen und diese über 5 Jahre hinweg zu beobachten, also prospektiv, in die Zukunft gerichtet, um die Progression bei der progredienten Multiplen Sklerose mittels sensibler Verlaufsparameter zu messen.

AMSEL-Stiftung fördert MS-Forschung

In den Unikliniken von Ulm, München (LMU), Tübingen und Rostock sowie an den MS-Fachkliniken Dietenbronn und der Marianne-Strauß-Klinik wurde die multizentrische Beobachtungsstudie initiiert. Insgesamt sollen 200 Patienten eingeschlossen werden.

Solche Studien benötigen nicht nur sehr viel Einsatz seitens der Patienten wie der Forscher und darüberhinaus viel Zeit, sondern sie müssen auch finanziert werden. Aus diesem Grund hat sich die AMSEL Ursula Späth Stiftung entschieden, die Pilotstudie finanziell zu unterstützen, im Verbund mit weiteren MS-Stiftungen.

Quelle: Deutsches Register Klinischer Studien (DRKS), aufgerufen am 16.07.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 16.07.2021

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