Was ist eine aktive Multiple Sklerose?

Was ist eine aktive Multiple Sklerose?

12. Juli 2021

Das erklärt die Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG) unter anderem in ihrem Positionspapier zur verlaufsmodifizierenden Therapie der Multiplen Sklerose.

Wissenschaft bedeutet Wandel, das zeigte sich nicht zuletzt in den Monaten der Pandemie. Auch das Wissen über die Multiple Sklerose und ihre Diagnose– und Therapiemöglichkeiten ändert sich. amsel.de berichtete bereits über die neuen Leitlinien zur Diagnose und Therapie der MS. Nun hat die Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG) ein Positionspapier verfasst. Es erscheint in der Augustausgabe der Zeitschrift „Nervenarzt“ und wurde vorab online publiziert.

Verlaufsmodifizierende MS-Therapie 2021

Darin möchte der Zusammenschluss von Neurologen und MS-Wissenschaftler den aktuellen Stand um die wichtigsten Fragen zur MS, ihren Verlauf und die Beeinflussung bzw. des Managements unter immunmodulatorischer Therapie (DMTs ) im Jahr 2021 auf Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenzen für die Anwendung im deutschsprachigen Raum wiedergeben.

Das Whitepaper umfasst 60 Seiten; hier ein paar Eckpfeiler als Zusammenfassung:

Bei der Therapie gibt es grundsätzlich 2 Ansätze:

  1. Eskalieren – dh mit einem schwächeren Mittel beginnen und bei nicht ausreichender Wirkung zu einem stärkeren Mittel eskalieren, also steigern.
  2. Hit hard and early: Von Anfang an eine stärkere Therapie (mit höherer Wirkeffizienz) wählen.

Die Multiple Sklerose lässt sich im Wesentlichen in 2 Hauptverlaufstypen einteilen. Diese wiederum lassen sich jeweils nach weiteren Merkmalen einteilen. In einer Tabelle sieht das so aus:

relapsierender/
schubförmiger Typ

(RMS, RRMS)
 mild / moderater Verlaufaktiv / hochaktiver Verlauf
  mit Aktivität (MRT / Schübe)ohne AktivitätAktivität unbestimmt
 mit Progredienzohne ProgredienzProgredienz unbestimmt
 mit Residuen (bleibenden Einschränkunegn)ohne Residuen (die Symptome verschwinden wieder) 
progredienter Typ
(PMS, PPMS, SPMS)
 primär progredienter Verlaufsekundär progredienter Verlaufunklarer Verlauf
  mit Aktivität (MRT / Schübe)ohne Schübe, mit MRT – Aktivitätohne AktivitätAktivität unbestimmt
 mit Progredienzohne ProgredienzProgredienz unbestimmt 

Anders herum gesprochen könnte man, Stand heute, den Verlauf einer MS nach Merkmalen einteilen:

  • +/- Schubaktivität,
  • +/- Aktivität (MRT),
  • +/- bleibende Einschränkungen,
  • +/- Progredienz.

Was bedeutet „aktive MS“?

Wobei sich das Merkmal Aktivität sowohl durch Schübe als auch durch Veränderungen im Kernspintomografen (MRT) zeigen kann. Eine aktive Sekundär Progrediente MS bezieht sich also nicht automatisch nur auf eine SPMS mit aufgesetzten Schüben. Der MRT-Nachweis genügt, um auch sie als „aktiv“ zu bezeichnen (es sei denn, es wird ausdrücklich beides verlangt). Das spielt vor allem bei der Indikation der neueren MS-Therapien eine Rolle, die mitunter für eine „aktive MS“ indiziert sind, ohne dass der Verlauf (progredient oder schubförmig) alleine ausschlaggebend wäre.

Überwiegen Schübe, spricht man von einem schubförmigen Verlauf. Überwiegt die Progredienz (also allmähliche Behinderungszunahme ohne Schübe), dann spricht man von einem progredienten Verlauf. Es gibt jedoch immer auch Mischformen bzw. unklare Formen, gerade beim Übergang vom zunächst schubförmigen zum – später bei vielen – sekundär progredienten Verlauf.

Merkmale bestimmen (mit), welcher Wirkstoff zugelassen ist

Wichtig ist diese Einteilung nach Merkmalen wie bereits erwähnt vor allem im Hinblick auf die Behandlung mit verlaufsmodifizierenden Medikamenten, abgekürzt DMTs. Nicht alle Wirkstoffe sind für alle Merkmale zugelassen; einige sind abhängig von den Merkmalen sowohl für schubförmige wie für progrediente Verläufe zugelassen.

Bei der Entscheidung für ein MS-Medikament kommt immer auch die Wirkeffizienz mit ins Spiel. Da Wirkstoffe mit einer stärkeren Wirkeffizienz auch schwerere Nebenwirkungen mit sich bringen können, muss immer individuell entschieden werden, also nicht nur nach gegebener Indikation bzw. Zulassung, sondern etwa auch nach der individuellen Bereitschaft und anderen Voraussetzungen der Patienten, wie zum Beispiel Kinderwunsch, andere Erkrankungen, Alter… Die Einteilung in 3 Wirksamkeitsgrade ist Teil der neuen Leitlinien zu Diagnose und Behandlung der MS.

Die MSTKG zeigt die Einsatzmöglichkeiten für die derzeit zugelassenen MS-Wirkstoffe ausführlich Wirkstiff für Wirkstoff ab Seite 49 in ihrem Paper.

Quelle: MSTK: Verlaufsmodifizierende Therapie der MS 2021 (Pdf),

Redaktion: AMSEL e.V., 12.07.2021

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