Sommer mit Multipler Sklerose: Was tun bei Hitze?

Sommer mit Multipler Sklerose: Was tun bei Hitze? Der DMSG-Bundesverband informiert

Freitag 16.07.2021

Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, haben viele Multiple Sklerose-Erkrankte mit einer Verschlechterung ihrer Symptome zu kämpfen. Sie fragen sich, welchen Einfluss die Hitze auf den Krankheitsverlauf hat. Der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft erklärt, was bei Sommerhitze zu beachten ist und nennt einfache Maßnahmen zur Linderung der Auswirkungen.

Viele MS-Erkrankte kennen das: Bei hohen Temperaturen verstärken sich ihre Krankheitssymptome. Sie fühlen sich schwach, müde und benommen oder bemerken eine Verstärkung ihrer Sehstörungen oder eine Verschlechterung ihrer motorischen Fähigkeiten. Schnell wächst die Angst vor einem neuen Krankheitsschub.

Kann die Hitze einen Schub auslösen?

Hitze allein löst keinen Schub aus. Es sind aber viele Menschen mit MS sehr hitzeempfindlich, d.h. sie reagieren mit einer Verstärkung schon vorhandener Symptome, einem verminderten Reaktionsvermögen oder eine herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit. Der Grund dafür wird als das so genannte Uhthoff-Phänomen bezeichnet, das bei Patienten mit Multipler Sklerose auftretende Verstärkungen neurologischer Symptome oder der allgemeinen Leistungsfähigkeit im Rahmen erhöhter Umgebungs- oder Körpertemperatur (auch bei Fieber) beschreibt.

Pseudoschub durch extreme Sommerhitze

Man spricht hier auch von einem Pseudo-Schub. Allerdings tritt das Uhthoff-Phänomen nicht bei jedem MS-Erkrankten auf und die so entstandenen Symptome bilden sich bei kühlerer Umgebung in der Regel wieder zurück.

Uhthoff-Phänomen kann MS-Erkrankte belasten

Beim Uhthoff-Phänomen handelt es sich um eine vorübergehende Verschlechterung neurologischer MS-Symptome bei einer Erhöhung der Körpertemperatur. Es wurde erstmals 1890 vom Augenarzt Wilhelm Uhthoff beschrieben, der bei MS-Patienten eine vorübergehende Minderung der Sehschärfe nach körperlicher Anstrengung beobachtete. Hervorgerufen werden diese unerwünschten Effekte durch die temperaturabhängig verschlechterte Leitfähigkeit in den von der MS beeinträchtigten Abschnitten im Zentralnervensystem. Wird die Körpertemperatur wieder gesenkt, verschwinden die Symptome sofort oder spätestens nach 24 Stunden. Die gute Nachricht: Die Symptome bilden sich nach einer Absenkung der Temperatur wieder zurück. Ein Schub wird in der Regel durch erhöhte Temperaturen nicht ausgelöst. Sobald der MS-Betroffene wieder „abkühlt“, verschwinden meist auch die durch das Uhthoff-Phänomen ausgelösten Beeinträchtigungen.

Welche Symptome kann die Hitze bei MS-Kranken hervorrufen?

Es kann zu einer vorübergehenden Steigerung der MS-Symptome kommen. Es kann z.B. eine Sehverschlechterung entstehen. Weitere Symptome sind Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen. Auch Spastiken können sich verstärken. Die gute Nachricht: Uthoff ist ein temporäres Phänomen. Es geht wieder vorbei.

Wie kann man die Symptome trotz Hitze lindern?

  • Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen in der Hitze und verlegen Sie nötige Arbeiten in die Abendstunden
  • Setzen Sie sich nicht der prallen Sonne aus und halten Sie sich nach Möglichkeit im Schatten oder in klimatisierten Räumen auf. Da in Deutschland viele Gebäude nicht mit Klimaanlagen ausgestattet sind, kann man auch durch Lüften viel bewirken. Das heißt: Tagsüber Rollladen (Vorhänge) runter und die Fenster geschlossen halten. Frühmorgens und abends dann alle Fenster öffnen und gut durchlüften. Ventilatoren und transportable Klimageräte können hilfreich sein
  • Auch Kühlwesten können helfen, die Körpertemperatur zu senken. Eine Alternative ist eine Schüssel mit kaltem Wasser, in die Füße und Arme getaucht werden
  • Bei einer verstärkten Spastik kann man versuchen, durch kühle Umschläge eine Linderung zu erreichen
  • Wichtig ist, möglichst viel zu trinken, um einem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Am besten geeignet ist Wasser, aber auch Tees und Säfte sind sinnvoll
  • Tragen Sie leichte Kleidung und eine Kopfbedeckung, wenn Sie sich draußen in der Sonne aufhalten. Die Kleidung sollte leicht und durchlässig sein (Baumwolle), um eine optimale Transpiration zu sichern. Setzen Sie sich so wenig wie möglich der Wärme aus! Bei nicht vermeidbarem Aufenthalt in der Sonne unbedingt eine Kopfbedeckung tragen
  • Nehmen Sie ein kühles Bad oder eine kühle Dusche. Kühlen Sie Stirn und Nacken mit Eiswürfeln. Lassen Sie ab und zu kaltes Wasser über die Arme laufen. Auch kühle Fußbäder können hilfreich sein. Der Handel bietet Wassersprays an – Sie können sich diese aber auch ganz einfach aus einer leeren, sauberen Sprayflasche selbst herstellen
  • Bei einer verstärkten Spastik können kühle Umschläge (z. B. Kühlelemente, die in ein Handtuch eingewickelt sind) helfen. Vorsicht ist jedoch geboten, vor allem, wenn gleichzeitig das Temperaturempfinden der Haut eingeschränkt ist. Diese Umschläge sollten immer nur kurz, das heißt einige Minuten angewendet und lieber später noch einmal wiederholt werden
  • Praktisch ist auch ein tragbarer Mini–Ventilator (batteriebetrieben), der in die Handtasche oder den Rucksack passt
  • Vermeiden Sie längere Aufenthalte in der Sonne und lange Autofahrten

Generell meiden müssen MS-Erkrankte die Sonne nicht.
Im Gegenteil: Sonne wirkt positiv, wenn sie in Maßen genossen und der UV-Schutz beachtet wird.
Im Zweifelsfall sollten Sie Ihren Hausarzt oder den Neurologen fragen.

Der DMSG-Bundesverband wünscht allen Lesern eine unbeschwerte Sommerzeit.

Quelle: DMSG-Bundesverband e.V. – 16.07.2021

Redaktion: DMSG Bundesverband e.V. – 16.07.2021

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