Rote-Hand-Brief Tecfidera November 2020

Rote-Hand-Brief Tecfidera November 2020

In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert der Zulassungsinhaber Biogen über wichtige Aktualisierungen für die Risikominimierung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei Patienten, die mit Tecfidera behandelt werden.

Rote-Hand-Brief

Tecfidera mit dem Wirkstoff Dimethylfumarat ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose zugelassen.

Bei mit Tecfidera behandelten Patienten wurden Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) bei bestehender leichter Lymphopenie (Lymphozytenwert ≥ 0,8 x 109/l und unter dem unteren Normwert) gemeldet. Zuvor war PML nur im Zusammenhang mit einer mäßigen bis schweren Lymphopenie bestätigt worden. Unter den mehr als 475.000 Patienten, die mit Tecfidera behandelt wurden, traten 11 bestätigte PML-Fälle auf.

Empfehlungen

Bei allen Patienten sollte vor Behandlungsbeginn und danach alle dei Monate die absoluten Lymphozytenzahlen bestimmt werden. Bei Patienten mit Lymphozytenwerten unterhalb der unteren Normgrenze, gemäß dem Referenzbereich des untersuchenden Labors, wird jetzt erhöhte Wachsamkeit empfohlen und Faktoren, die möglicherweise zu einem erhöhten PML-Risiko bei Patienten mit Lymphopenie beitragen könnten, sollten berücksichtigt werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Die Dauer der Tecfidera-Therapie (die PML-Fälle traten nach einer Behandlungsdauer von ca. ein bis fünf Jahren auf, obwohl ein genauer Zusammenhang mit der Behandlungsdauer unbekannt ist)
  • Eine deutliche Abnahme der CD4+ und insbesondere der CD8+ T-Zellzahlen
  • Eine vorherige immunsuppressive oder immunmodulierende Therapie

Bei Patienten mit anhaltender mäßiger Reduktion der absoluten Lymphozytenzahlen (≥ 0,5 x 109/l und < 0,8 x 109/l) über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten sollten Nutzen und Risiko der Tecfidera-Behandlung erneut überprüft werden.

Darüber hinaus:

  • sollten Ärzte ihre Patienten dahingehend beurteilen, ob vorliegende Symptome auf eine neurologische Dysfunktion hinweisen, und wenn ja, ob diese Symptome typisch für eine MS sind oder möglicherweise auf eine PML hindeuten.
  • ist bei den ersten Anzeichen oder Symptomen, die auf eine PML hindeuten, Tecfidera abzusetzen und sind entsprechende diagnostische Untersuchungen durchzuführen, einschließlich des Nachweises von JCV-DNA in der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF) mittels quantitativer Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
  • muss beachtet werden, dass Patienten, die eine PML nach dem kürzlichen Absetzen von Natalizumab entwickeln, eventuell keine Lymphopenie zeigen.

Zusammenfassung

  • Tecfidera ist bei Patienten mit vermuteter oder bestätigter PML kontraindiziert.
  • Eine Tecfidera-Therapie darf bei Patienten mit schwerer Lymphopenie (Lymphozytenwerte < 0,5 × 109/l) nicht eingeleitet werden.
  • Falls die Lymphozytenzahl unterhalb der Norm liegt, sollte vor Einleitung einer Therapie mit Tecfidera eine umfassende Abklärung möglicher Ursachen durchgeführt werden.
  • Tecfidera sollte bei Patienten, bei denen eine schwere Lymphopenie (Lymphozytenwerte < 0,5 x 109/l) auftritt, die mehr als 6 Monate andauert, abgesetzt werden.
  • Wenn ein Patient eine PML entwickelt, muss Tecfidera dauerhaft abgesetzt werden.
  • Die Patienten sollten angehalten werden, ihre Partner oder Betreuungspersonen über ihre Behandlung und die möglichen Symptome einer PML zu informieren, da diese Symptome wahrnehmen könnten, die vom Patienten nicht bemerkt werden.

Rote-Hand-Brief-Tecfidera-November-2020Autor:Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin)Stand:09.11.2020

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